Diese Erzählung startet mit der Gründung eines kleinen gemeinnützigen Vereins zur Rettung der Welt im Jahre 2012. Die Idee dahinter ist ganz simpel: Man vereinigt alle Menschen holistisch in diesem Verein (das deutsche Vereinsrecht ist durchaus für sowas geeignet) für nur einen Euro Mitgliedsbeitrag jährlich (gute Planetenverwaltung hat seinen Preis).

Durch Mitgliedbeiträge in Höhe von ca. 7,1 Mrd. Euro jährlich, würde man vereinseigene Unternehmen gründen, die den bereits bestehenden Unternehmen die Gewinne abgraben und so ein wirtschaftliches Monopol anstreben.

Beispiel: Laut Statista verbraucht ein Erdenbürger rund 2,5 Rollen Klopapier pro Woche. So könnte man die ersten 7,1 Mrd. Euro Vereinsbeiträge investieren, um ein ordentliches Unternehmen für Klopapier zu gründen, was jeden Erdbewohner mit Vereinsklopapier kostengünstig (Selbstkostenpreis), nachhaltig und ggf. just in time versorgt.

Der Verein geht davon aus, dass ein Interesse daran besteht, sein eigenes, fair produziertes und gehandeltes Klopapier, täglich zu benutzen. Im nächsten Schritt würden Mitglieder, die bereits im klopapierproduzierenden Gewerbe tätig sind, in den vereinseigenen Betrieb übertreten, weil die Arbeitsbedingungen da cooler sind, das Produkt besser ist und bei der Entlohnung kann man auch noch ein Wörtchen mitreden.

Wahrscheinlich würden auch die in den alten Unternehmen verbleibenden Mitglieder durch unbedachte Fehlinvestitionen (ZwinkerSmiley!) die finanzielle Stabilität ihres Arbeitgebers versehentlich gefährden. Von dort geht es dann mit der Erschließung anderer Segmente munter weiter, z.B. Zahnpasta, öffentlicher Weltraumverkehr, etc.

Soweit die Theorie. Praktisch zieht der Vereinsvorstand nach 10 Jahren folgende Bilanz:

„Wir haben es innerhalb von einer Dekade auf ca. 100 Mitglieder gebracht (Zahlungsmoral mittel bis schlecht), danach stagnierten die Beitrittszahlen. Die Mitgliedbeiträge dienten in erster Linie der Begleichung der Bankspesen (GLS) & Hosting Gebühren….“

 

Jahr Mitglieder Einnahmen Ausgaben Anmerkung Spenden-Empfänger *
2014 68 175,00 EUR 13,13 EUR
2015 89 1.061,00 EUR 28,56 EUR Spenden 80,92 EUR
2016 93 25,02 EUR 41,77 EUR
2017 92 3,00 EUR 137,08 EUR 571,00 EUR
2018 92 1.353,00 EUR 528,80 EUR 2tagewedding festival
2019 92 1.109,13 EUR 765,01 EUR 2tageweddingfestival
2020 92 2,00 EUR 205,48 EUR 172,42 EUR
2021 92 1,00 EUR 255,60 EUR
2022 92 109,00 EUR 150,00 EUR Inkasso Intermezzo

* Spenden-Empfänger: Wikipedia, Deutsche Welthungerhilfe, WWF Deutschland

 

Aus diesem Grund wurde im letzten Jahr innerhalb einer Videokonferenz mit 2 Mitgliedern die Auflösung des Vereins beschlossen. Derzeit sind gut 100,00 Euro auf dem Konto des Vereins.

Nun kommen wir zum eigentlichen Lehrstück dieses Beitrags:

Der Verein hat am 04.06.2021 die Rechnung eines großen CMS Anbieters versehentlich 2 Monate zu spät bezahlt. Nach 14 Monaten, am 04.08.2022 erhielt der Verein eine Gutschrift in exakt derselben Höhe. Ein paar Monate später, am 24.11.2022, musste das Webpaket im Zuge der Vereinsauflösungserscheinungen gekündigt werden und so wand sich der Vorstand an den Service des CMS Anbieters. Aufgrund der angeblich ausstehenden Zahlung, wurde die Kündigung des Webpaketes nicht akzeptiert.

Bei der Kontaktaufnahme mit dem Service des CMS Anbieters zur Klärung des Sachverhalts wurde der Vorstand abgewimmelt. Kurze Zeit später meldete sich ein Inkassounternehmen, welches zum ursprünglich zu spät bezahlten Betrag eine dystopisch hohe Servicegebühr forderte.

Die Servicegebühr erschien uns fragwürdig, deswegen nahm der Vorstand erneut Kontakt auf und erfuhr, dass bei der Überweisung angeblich ein falscher Verwendungszweck eingetragen wurde und die Fantasiegebühr rechtmäßig sei. Nach mehrmaligen Überprüfungen, stellte der Vereinsschatzmeister höchstoffiziell fest, dass der Verwendungszweck von je her korrekt gewesen war.

Der kleine Verein hat das Inkassounternehmen mehrfach von freundlich über humorvoll bis leicht überheblich auf seinen Irrtum hingewiesen. Das Inkassounternehmen reagierte auf diese Hinweise mit wöchentlichen Droh-E-Mails auf immer höher werdenden Eskalationsstufen.

„Erst habe ich mit T*** aus der Hotline ganz nett Mails ausgetauscht und so… ging ganz easy los. Aber inzwischen schreiben wir mit Entitäten aus Rechtsabteilungen, manchmal unterschreiben sie mit Namen, manchmal mit Abteilungen, manchmal faseln sie was in Jurasprech. Jegliche Klärungsversuche werden ignoriert oder stumpf zurückgewiesen.“

Wir sind gefangen in einem kafkaesken Robo-Loop der Helpdesk-Hölle mittels Zendesk.

Sollten Roboter sowas dürfen?

Unserer Ansicht nach verstößt das Inkassounternehmen unter Zuhilfenahme von Zendesk gegen das erste Robotergesetz Isaak Asimovs, mit dem Wortlaut:

„Ein Roboter darf kein menschliches Wesen (wissentlich) verletzen oder durch Untätigkeit (wissentlich) zulassen, dass einem menschlichen Wesen Schaden zugefügt wird.“

Zendesks Roboter hat den Verein nicht nur zu Unrecht angeklagt, sondern stiehlt den bearbeitenden Mitgliedern (ehrenamtlich!) wertvolle Lebenszeit mit absurden Entitäten-E-Mails und allerhand Fantasiegebühren. Nicht zu ermessen ist der Stress, der durch fortwährende Androhung mit massivem Ärger in Form eines Gerichtsprozesses ausgelöst wird.

Gott sei Dank sieht der Vorstand dem, einem solchen Gerichtsprozess vorausgehenden, Mahnbescheid gelassen entgegen. Auch ist das Bild nicht ganz schlüssig…

Der Roboter könnte für hole Drohgebärden missbraucht werden. Es könnte durchaus sein, dass der der missbrauchte Roboter frei nach dem Motto: „Ist zwar falsch, aber hey könnte ja klappen!“ handelt. Und der ein oder andere würde sich vielleicht sagen, lieber zahle ich die 70 Euro, denn man weiß ja: „Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand.“

Daher hat sich der Vorstand des kleinen gemeinnützigen Vereins gezwungen gesehen, sich postalisch an den im Impressum genannten Geschäftsführer des Inkassounternehmens zu wenden – mal sehen, ob er sich zu äußert.

Wer Bock hat, sich mal locker flockig über die eventuelle Gründung einer Robotergewerkschaft auszutauschen, schreibt bitte eine Mail.

Eure Leuchtturmbande!